Kammern des Schreckens

Montag, 24. Februar 2014

Bloody, bloody, Zombie-Buddy

S. Jonathan Davis: 900 MEILEN



900 Meilen trennen John von seiner hochschwangeren Frau. Diese Meilen werden bevölkert: von Zombies. Er ist auf dem Weg zu einem ominösen Ort, errichtet vor Jahren zur Flucht vor einer womöglich nahenden Apokalypse. Nun ist sie allgegenwärtig, und wer Geld und Hoffnung hat (oder eines von beidem), versucht, Avalon zu erreichen. Im Kampf gegen die Untoten entwickelt John sich zum Killer. Zwangsläufig. Wird er die Geburt seines Kindes noch miterleben?

Was ist ein Menschenleben wert, wenn man zurückkommt, um zu töten?

Der erste Zombie-Thriller meines Lebens war eine angenehme Überraschung, die mir blutige Träume beschert hat, in denen ich Gehirne mit einem Stuhlbein spaltete und selbst zum Helden meines persönlichen Horrors wurde. Das heißt, dass ich entweder psychisch gestört bin, oder einfach ein verdammt gutes Buch gelesen habe.

900 Meilen bedient sich großzügig aus der Zombie-Klischeekiste, ohne lächerlich zu wirken. Die dynamische Handlung und konstante Spannung ziehen den Leser vom ersten bis zum letzten Moment in ihren Bann. Und wem das Abschlachten von Untoten zu stupide wird, der wird seine intellektuelle Freude an der Avalon-Gesellschaft haben, die interessant durchdacht ist (wenn sie auch einige Lücken aufweist, aber mehr sei dazu nicht gesagt). Ein gesundes Maß an Gesellschaftskritik bringt eine Würzung in das Ganze, was ich nicht Suppe nennen will, weil Suppe einfach nicht befriedigend ist, wenn man mit stechendem Hunger nach Hause kommt. Mama, wenn du das hier liest: Das gilt natürlich nicht für deine Werke!

Wenn die Welt untergeht, ist die Wortwahl egal. Umso authentischer wirkt der sehr umgangssprachliche Schreibstil des Autors, der um "Sackhaaresbreite" am Niveaulosen vorbeizieht. Dieses Wandeln an der Grenze zur Geschmacklosigkeit macht den Reiz des Thrillers aus, macht ihn so brillant.
Fazit: Ich bin seit 900 Meilen Zombie-Horror-Fan und freue mich schon auf die versprochene Fortsetzung!

(Quelle: LUZIFER-Verlag)

Dienstag, 11. Februar 2014

Gemeinsam Lesen! [3] Gemeinsam Besen! Gemeinsam Käsen!


1. Welches Buch liest du gerade und auf welcher Seite bist du? 
Carlos Ruiz Zafón - Der Schatten des Windes [Seite 195/564]

2. Wie lautet der erste Satz auf deiner aktuellen Seite?

>Der Rest der Wohnung bestand aus einem winzigen Bad ohne Dusche und Waschbecken, wo alle möglichen Gerüche hereindrangen, vom Küchendunst der Kneipe unten bis zum Gestank der bald hundertjährigen Leitungen.<

3. Was willst du unbedingt aktuell zu deinem Buch loswerden? 

Ich lese diesen Roman schon seit einer halben Ewigkeit, weil immer irgendein anderes Buch dazwischen kommt, welches rezensiert werden will.
Ich mag das Buch wirklich, lese es gleichzeitig auf Deutsch und Spanisch, aber am Stück fesselt es mich dann doch nicht so sehr. Es ist so ein unterschwelliges Fesseln, eine Eigenart, die mir auch bei Jorge Molists "Am Horizont die Freiheit" aufgefallen ist. Ist das vielleicht einfach charakteristisch für den Schreibstil der Spanier? Spiegelt das den entspannten Lebensstil wider? 

4.Dieses Mal ist es fast schon eine Interpretationsfrage. ;) Die Olympischen Winterspiele haben begonnen. Was glaubst du: Ist der Protagonist deines aktuellen Buches sportlich oder eher nicht? Und woran machst du das fest? 

Ach, ich weiß nicht. Ich denke nicht, dass Daniel allzu viel mit Sport am Hut hat. Er arbeitet mit seinem Vater in deren Buchhandlung und hat den ganzen Tag mit Nachforschungen, Verabredungen und Arbeit zu tun. Kann sein, dass es Textstellen zu seinem Körperbau oder sonstwas gab, aber daran kann ich mich nicht wirklich erinnern. Ich halte ihn für einen typischen Gelehrten, vom Äußeren her. Er wäre ja viel zu perfekt, wenn er belesen und megasportlich wäre. Oder?

Freitag, 7. Februar 2014

Fieses Magma

David Safier: Mieses Karma




Mieses Karma zu sammeln, kann man echt bereuen, findet auch Moderatorin Kim Lange heraus. Nachdem sie von den Trümmern einer Raumstation erschlagen wird, findet sie sich als Ameise in einem Erdloch wieder. Wird sie ihrer Familie je wieder nah sein können? Wird sie sie je wieder beeinflussen können? Kim braucht gutes Karma. Sofort!


David Safiers erster Roman ist ein Muss. Ein Muss! Gegrinst habe ich durchgängig, häufig auch laut aufgelacht. Wer kennt es nicht, dass man einfach einmal Lust hat, sich zu entspannen und zu erheitern - und nicht auf zu Anspruchsvolles? Anstatt zur Flasche zu greifen, reicht es schon aus, Safier zu lesen.


Es dauert nicht lang, bis man durch ist, weil der Schreibstil flüssig und voll von natürlichem Humor sowie schöner Situationskomik ist. Urkomisch wirken auch die Fußnoten zu den Erinnerungen einer weiteren, jedoch weitaus berühmteren Ameise (wenn auch nicht als Ameise berühmt) : Giacomo Casanova.
Man kann sich total hineinfallen lassen, denn auch an origineller Fantasie mangelt es nicht - dafür mangelt es jedoch an komplizierten, überlangen Sätzen. So, wie es eben sein muss. 



Immer, wenn es um Karma geht, macht man sich doch automatisch Gedanken über das eigene Leben. Auch, wenn man nicht an Wiedergeburt glaubt, kann es nicht schaden, über Moral nachzudenken. Als was würde ich wiedergeboren werden? Ich könnte mir vorstellen, als Opossum. Warum? Keine Ahnung; mir gefällt das Wort. Wie auch immer!

Mieses Karma las ich, nachdem mich Safiers Roman Plötzlich Shakespeare überzeugen konnte, und es enttäuschte mich ebenso wenig.

Wer jedoch ein zorniger Gegner des Kitsch ist, sollte vielleicht doch die Hände von diesem erheiternden Roman lassen.

Fazit: Manchmal muss Lesen einfach Zeitvertreib sein!

(Quelle: Rowohlt)

Montag, 3. Februar 2014

Als Gott den ersten Menschen schuf, er sich den Adam wafflig buk. (mit Sahne und Sauerkirschen)

Michael Grant / Katherine Applegate : Eve & Adam



Nachdem Eve durch einen Unfall förmlich zerstückelt und in Einzelteilen auf einem Krankenbett liegt, weiß sie noch nicht, dass ihr Heilungsprozess sehr von der Norm abweichen wird. Und sie weiß auch nicht, was hinter den Milliarden ihrer Mutter wirklich steckt. Die Fragen, die sie sich stellt, sind folgende: Wie stelle ich mir den perfekten Mann vor? Und wie übertrage ich diesen auf die neue Software, um Gott zu spielen, und ihn zu erschaffen?


Ich muss ja zugeben, dass ich ein kleiner Bio-Freak bin. Kein Genie, aber versessen. Also finde ich die Thematik, mit der in Eve & Adam umgegangen wird, hochinteressant. Gentechnik, Klonen, illegale Tests. 


Wie weit darf Forschung gehen? Heiligt der Zweck die Mittel? Wie nobel ist der Wunsch nach Rache? Wie nobel ist Perfektionismus?


Solche und natürlich noch viele weiteren Fragen wird der Hobbyphilosoph sich stellen. Und nicht nur der. Es handelt sich um einen dystopischen Jugendroman, der dermaßen flüssig geschrieben ist, dass auch desinteressierte Dummköpfchen auf philosophische Ideen kommen können. Viele meinen, es handle sich nicht um eine Dystopie: doch! Tut es. Dystopisch sind nicht nur durchgestylte fiktive Gesellschaften, auch wenn die in letzter Zeit so in sind. Besonders im Jugendbuch-Genre. Das nervt mich ja so, was hier aber nicht hingehört (trotzdem - immer diese Modeerscheinungen). Dystopisch, das bezeichnet auch, seine eigene Gesellschaft und Zeit zu hinterfragen. Wie viel Dystopie steckt in der Welt um mich herum? 

Auf dem Cover prangt ein Mädchenkopf, ein ausgesprochen perfektes Gesicht, das digital bearbeitet zu werden scheint. Das passt weniger zur Handlung, weil hier ein Mann erschaffen werden soll, der perfekt ist. Das Cover gewinnt jedoch Sympathie durch den semitransparenten Schutzumschlag, der sehr effektvoll ist. Jedoch trägt das nicht zur Bewertung bei. 

Das Autorenpaar hat ein kurzweiliges Leseabenteuer kreiert, das so kurzweilig ist, dass man sich teilweise wie in einem Lichtgeschwingkeits-ICE fühlt. Das ist sicher nicht jedermanns Sache, aber meine schon. Von daher kann ich Eve & Adam wärmstens empfehlen. Wer jedoch darauf aus ist, etliche Details, bis in den kleinsten Pups ausgebaute Morallehren und ausgeklügelteste psychische Strukturen zu erleben, sollte die Finger davon lassen. Vor allem auch, weil man für das Geld nur wirklich wenige, kurze Lesestunden bekäme.


Fazit: Ein nicht ganz perfekter, aber interessanter Roman mit flüssigem Schreibstil und spannender Thematik.

(Quelle: Ravensburger)

Samstag, 1. Februar 2014

Da braucht man nicht argwöhnisch zu sein!

Jenk Saborowski: Argwohn



Paul Regen, der übrigens Regen hasst, steht kurz vor seinem Karriere-Aus als Hauptkommissar. Ein einzelner Arm, in Formalin getränkt, könnte seine letzte Chance sein. Zur selben Zeit findet ein Anschlag auf das geheime ECSB-Gebäude statt, bei dem einige Agenten getötet werden. Solveigh Lang macht sich mit ihren engsten Kollegen auf die Suche nach dem Verräter und findet sich tief im Sumpf organisierten Verbrechens wieder. Und fern, in einem Dorf Moldawiens, träumen die Freundinnen Ioana und Lila von dem Glanz Europas ...

In Saborowskis dritten Werk vereinen sich schreiberisches Talent und gezielte, solide Spannung. 
Der Titel verrät nichts. Da es sich um einen Thriller handelt, ist man diese Einwort-Titel schon gewohnt. Argwohn. Das könnte auch der Universaltitel der meisten Thriller sein - und doch hat er was!


Amüsante Wortspiele, die jedoch nie albern wirken, Charaktere, die durchdacht sind, Szenerien, die glaubwürdig sind. Perspektivwechsel, die die Spannung erhöhen und für Abwechslung sorgen, wobei man niemals Probleme hat, sich zu erinnern, wer denn gerade dran ist. Ein Psychopath, der auf einer grausamen Mission ist. Was will man mehr von einem Thriller?

Bei einem so soliden Buch weiß ich nie viel zu schreiben. Mir fallen kaum Kritikpunkte ein. Und was an einem Thriller gut ist, hat er meist mit jedem anderen guten Thriller gemein. Argwohn beschert spannende Lesestunden, wird mir aber nicht allzu lange im Gedächtnis bleiben. Außer vielleicht, wenn ich an Bücher denke, die in meiner Heimatstadt Dortmund spielen. Das hatte ich, glaube ich jedenfalls, noch nie. 

Ich kann hier eine eindeutige Empfehlung aussprechen, an jeden, der einen soliden (Agenten-)Thriller oder Krimi sucht! Vor allem, weil die Themen sehr aktuell sind und dem Leser gut näher gebracht werden. Abgesehen von dem, was man in den Nachrichten so hört.


Fazit: Ein gelungenes Werk, das sich zu lesen lohnt!



(Quelle: Piper)