Kammern des Schreckens

Montag, 31. März 2014

Postkasten-Süßigkeit

Die bisher niedlichste Buchsendung


Folgendes Büchlein von nur knapp 50 Seiten kam heute endlich bei mir an. Ich finde es total süß, wieviel Mühe die junge Autorin sich damit gegeben hat und bedanke mich herzlichst bei Tinka Wallenka! Das ist die bisher niedlichste Buchsendung, die ich bekommen habe und ich hoffe, es folgen noch weitere so liebe Päckchen/Tütchen/Briefchen.
Ihre Erzählung "Chroniken eines Pizzalieferanten" - toller Titel übrigens - habe ich bei LovelyBooks gewonnen und werde mir morgen, denke ich, ein entspanntes Stündchen dafür nehmen. Nachdem ich mit meinem Sportkurs Minigolf spielen war.


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[1] Montagsstarter

Ich liebe Wochentagsposts! Ich habe die Idee bei Janine gefunden, und die wiederum ursprünglich in der Blogbar


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1. Mein Montag war sehr schön, vor allem weil ich Inliner fuhr und das einfach so lächerlich ist, dass es wieder schön ist .


2. In Gedanken sah ich mich dabei ein ums andere Mal tot im Gebüsch liegen (oder zumindest schwer verletzt).


3. Ich möchte diese Woche unbedingt fliegen lernen, wie jede Woche (aber nicht immer nur auf die Nase).


4. Ob ich dafür Sponsoren finde?


5. Ein guter Flugmensch gehört schließlich gut angezogen.


6. Ich glaube auch, ein solcher schwirrt durch meinen Kopf.


7. Das finde ich total schwirri-mirri.


8. Für diese Woche steht also Flugtraining an, außerdem soll das Wetter schön werden und auf Dortmund von oben freue ich mich sehr.


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Samstag, 29. März 2014

[1] saturday sentence

Ein Buchspielchen, gefunden bei: Lesefee.


1. Nimm deine aktuelle Lektüre.
          2. Gehe auf Seite 158, finde Satz 10 und teile uns so mit wie dein "saturday sentence"                  lautet.





 „Jim Burns' Plantage wurde, wie bereits erwähnt, ausschließlich von Frauen bewirtschaftet.“



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Freitag, 28. März 2014

Erst peitscht er uns ins Gesicht.

João Ricardo Pedro: Wohin der Wind uns weht





Sind diese Erinnerungen Teil dessen, was Duarte ausmacht, oder sind sie beinahe zusammenhanglos, das betreffend, was wir über den hochtalentierten Jungen erfahren? Denn auch wenn er Zeuge ist, selbst wenn er derjenige ist, der erlebt: wie in einem Traum, manchmal fast kompliziert und immer verworren ist der Film im Kopf des Lesers. Es geht um die Widrigkeiten des Lebens, und selbst diese können ein zweites Gesicht haben, voll Schönheit.

Außergewöhnlich und inspirierend!

Ein düsteres Portugal erlebt der Leser in diesem Roman.  Menschen, vom Schicksal und der Zeit gepeinigt. So bleiben sie uns fremd und ihre Gedanken nur schwer nachvollziehbar. Sie sind wie heimsuchende Geister. Die Atmosphäre, die wie durchgängiges Grau mit Regenfall ist, durchgängig beschlagene Sicht, wirkt absichtlich ungemütlich. Wir wollen einfach nicht an der Seite der Figuren sein, mit ihnen leiden, mit ihnen erleben. Wir wollen möglichst das Bewusstsein über den gemütlichen Sessel behalten, in dem wir selbst beim Schmökern sitzen.

Viele Puzzleteile, zwischen denen man irgendwann hoffnungsvoll denkt, eine Verbindung zu finden. Und diese dann hoffnungslos wieder verliert. Man schmunzelt, umso häufiger aber grübelt man, wird erdrückt von Traurigem, Erschreckendem. Mir ergeht es mit diesem Roman ein wenig wie mit meinem Verständnis von Freud: Seine Genialität wie die des Autors sind allgegenwärtig, aber der häufige Fokus auf Sexualtriebe lässt mich trotzdem die Stirn runzeln.

Ich kann mir gut vorstellen, dass zu ausreichendem Verständnis mindestens ein zweites Lesen vorgenommen werden sollte, und wenn meine Meinung zu diesem (auf eine Art experimentellen) Werk nicht fundiert genug ist, dann sicher, weil ich es nur einmal gelesen habe. Trotzdem konnte auch ich den Roman genießen, denn der Schreibstil ist so flüssig, dass er in krassem Kontrast zu dem facettenreichen, manchmal gar komplizierten Inhalt steht. 

Man sollte beim Lesen wie im Leben auch nach Herausforderung suchen. Für viele Leser kann Wohin der Wind uns weht zu einer solchen werden. Wenn nicht, bleibt es trotzdem ein aufwühlender, hervorragender Roman. 
  Ich persönlich werde noch länger über ihn grübeln, mir mehr Klarheit über die (im Geschichtsunterricht allgemein vernachlässigte) politische Vergangenheit Portugals schaffen. Vielleicht selbst ähnliche schreiberische Experimente wagen wie der preisgekrönte Autor. 

Zusammenfassend muss verdeutlicht werden, wie außergewöhnlich diese Geschichte ist und was für einen Wiedererkennungswert ich Pedro zutraue (mein Mops heißt übrigens auch Pedro, aber das tut nichts zur Sache - wobei der auch großen Wiedererkennungswert hat!). Außerdem kann ich mir vorstellen, dass er mit weiteren Projekten sogar noch qualitativ einiges drauflegen könnte.
Wirklich lesenswert und inspirativ, wenn man einer Herausforderung nicht abgeneigt ist und nicht nur hundertprozentige Unterhaltung sucht, sondern auch einen Anreiz zum Grübeln.


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(Quelle: Suhrkamp)

Donnerstag, 27. März 2014

Kein Fantasy, aber Drachen

Douglas Adams / Mark Cawardine: Die Letzten ihrer Art



Den Biologen Mark Cawardine und Douglas Adams, Autor von weltberühmten Werken wie Per Anhalter durch die Galaxis , zog es zu den aussterbenden Tierarten unseres Planeten. Ebenso faszinierend und emotional wie amüsant schildert Adams seine Erkenntnisse und Erfahrungen, auch mit den sehr unterschiedlich zu beurteilenden Zweibeinern der jeweiligen Orte.

Ein Sachbuch mit dem Gewissen Etwas.

Fiktive Geschichten können vieles. Sie können einem die gesamte Emotionspalette aufs Gesicht kleben. Und doch sind sie eines: Fiktiv.
Ein olles Vogelei kann ebenso bewegen. Und wenn es auch ewig her ist, dass Douglas Adams seine Reise zu den bedrohten Tierarten unseres Planeten beendet hat, seine Funde erschrecken, erleuchten, verzaubern, faszinieren umso mehr, auch heute. Schließlich sind einige Jahre vergangen und man fragt sich: Wie geht es den Populationen heute? Gibt es sie noch? Was ist mit den Menschen, die sie zu retten versuchten - wenn sie überhaupt noch leben?

Die Letzten ihrer Art gehört zu den absoluten Lieblingsbüchern meines Biolehrers. Und auch, wenn man Empfehlungen seiner Lehrer so gut wie nie trauen kann (jedenfalls meiner Erfahrung nach), zog es auch mich zu dem Reisebericht, der fast schon ein Roman ist, und der mit einer eindrucksvollen BBC-Produktion einherging. Im Bildteil finden sich ebenso faszinierende wie persönliche Fotos mit teils lustigen Bemerkungen, die ich beim Lesen immer wieder anzuschauen gezwungen war.

Ich muss beschämt zugeben, Per Anhalter durch die Galaxis noch nicht gelesen zu haben. Sobald ich mir jedoch wieder erlaube, Bücher nicht nur zu gewinnen, sondern auch zu kaufen, werde ich das nachholen. Ich befürchte, dass diesmal weder Evolution noch Artenschutz im Vordergrund stehen werden, was Themen sind, die wie für meinen Geschmack geschaffen zu sein scheinen. Trotzdem lernt man einen so speziellen Humor kennen, dass er einfach eine Adamsche Eigenheit sein muss, die man auch in seinen bekannteren Werken wiederfinden wird. 

Dieser Roman hat einen bei mir wirklich seltenen Wert, wieder und wieder gelesen zu werden. 

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Originaltitel: Last chance to see
Erschienen: 1.11.1992
Verlag: Heyne
Seiten: 272
Preis: 9,99€ (Taschenbuch)
ISBN: 978-3-453-06115-6

(Quelle: Heyne)

Dienstag, 25. März 2014

[1] Ist das Kunst, oder kann das weg?

... Denselben Wortlaut findet man auf einem Sticker, der an dem Auto meines kauzigen (aber irgendwie auch genialen) Philo-Lehrers klebt.
Dieselbe Frage habe ich mir letztens gestellt, als ich einen Versuch unternahm, meine alten und neuen Schulsachen zu sortieren und Platz zu schaffen. Wer kennt das nicht? Man ist zwar motiviert, aber - nein. Man ist es nicht. Und worum geht es hier überhaupt? Egal. 

Und dann kritzelt man hier und da irgendeinen Müll aufs Arbeitsblatt. Also, im Unterricht. Nicht beim Aufräumen.


Früher (also ganz, ganz früher) wollte ich Astronautin werden, Archäologin (interessanterweise fing ich bei A an), Schriftstellerin, Forscherin - und Künstlerin. Ich werde davon wohl nichts werden. Oder vielleicht irgendwas, aber nicht Astronautin, weil ich schon im Kinderkarussell kotzen könnte. Fast ebenso unwahrscheinlich Künstlerin. Aber was sich so angesammelt hat in den Jahren, werde ich einfach posten. Mal sehen, wie viele Skizzen ich finde; mal sehen, wie viele Kritzeleien vom Unterricht ich finde. Aber auch Leinwandversuche, die sich aus Verzweiflung und fehlender Geduld heraus zu schlechtem Actionpainting entwickelt haben. Kultur ist ja nicht nur Literatur, sondern auch Kunst. Und ich mag Kunst. Also warum nicht mal von Büchern distanzieren und für ein wenig Abwechslung sorgen? :)


[1] Leinwandversuche (meist ausgeartet):








[2] Letzte Seite der Schulausgabe von Joseph Roths Hiob:






(Irgendwie versteht hier keiner dass es sich bei dem Vieh in der Mitte um einen Pfogel handelt. Über so viel Unwissen kann man nur den Kopf schütteln, wirklich.)

[3] Kritzeleien im Unterricht:


[4] Kunstunterricht (wo Kreativität zu Zwang wird und sich somit ins Nichts aufhebt):







[5] Übungen:











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Für den Anfang war es das. Aber ich habe ja gerade erst mit dem Räumen begonnen und werde sicher noch eine Menge Kram finden, der in die Rubrik Kunstfleck gehämmert wird. Ich würde jetzt nicht alles Kunst nennen, denn oft sind auch wirklich miese Übungen dabei. Vor allem, was Leinwände angeht, sollte ich wirklich noch ein wenig üben - oder es ganz sein lassen. Aber es macht so viel Spaß, den ganzen Boden zu verdrecken, sodass an mir und demselben mehr Farbe zu finden ist als auf der Leinwand. :)

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Gemeinsam Verwesen [7]


1. Welches Buch liest du gerade und auf welcher Seite bist du?

João Ricardo Pedro - Wohin der Wind uns weht
125/230 


2. Wie lautet der erste Satz deiner aktuellen Seite?

Der Arzt begann damit, ihn nach Alter, Gewicht und Größe zu befragen.

3. Was willst du gerade unbedingt zu deinem Buch loswerden?

Im vorigen Kapitel ging es um einen Barbier, der seltsame Zuckungen hatte. Der Junge um den es geht, Duarte, hatte schon Sorgen um seine Frisur. Da begann dieser Barbier mit seiner Arbeit und war dabei so ruhig wie ein Künstler, ging voll und ganz in seinem Werken auf. Dabei jedoch zuckten seine Lippen anstelle seiner Hände. Und als Duarte mit ihm sein Spiegelbild letztlich besah, hielten sowohl Lippen als auch Hände inne. 

Ich empfand diese Stelle als wundervoll. Es macht wirklich Spaß, solche kleinen Geschichten zu lesen. Ansonsten geht es mir mit dem Roman ein bisschen wie Freud. Die Genialität wird durch den extremen Fokus auf Sex ein wenig überschattet. Ich mochte das schon bei "Das Mädchen mit den blauen Augen" nicht sonderlich, und da handelte es sich nur um zwei oder drei vereinzelte Stellen. Hier wechseln sich Ekel und Staunen regelmäßig ab. Ich kann mir vorstellen, dass man so einen Effekt auch erzielen möchte.

4. Was gefällt dir an deinem aktuellen Buch bisher am besten?

Ich hab mir seltsamerweise angewöhnt, die späteren Fragen zu früh zu beantworten. Siehe also Antwort Nummer 3. Dieses Kapitel gefiel mir sehr.
Pedro schafft es, durch flüssigen Schreibstil Kompliziertes zu übermitteln. Ich mag es, denn es unterscheidet sich von manchen Klassikern, die Triviales durch komplizierte Schreibweise zu übermitteln versuchen.
Man kann schnell lesen und nachher noch lange nachdenken. Ich mag das einfach. :)

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Freitag, 21. März 2014

Trauben im Glas

Wolfgang Koeppen: Tauben im Gras



Die Handlung dieses Romans beschränkt sich auf einen einzigen Tag. Nachkriegszeit. Unterschiedlichste Menschen erleben diesen Tag, auf völlig unterschiedliche Weise. Denn Menschen sind wie Tauben, Typen, die sich in hohem Gras um ein Denkmal tümmeln. Sie leben in ihrer eigenen, dynamischen Welt. treffen aufeinander, ohne es zu bemerken, laufen aneinander vorbei.

Koeppens Roman ist typische Schullektüre. So wurde auch ich zum Lesen gezwungen, obwohl es mich so oder so zu Tauben im Gras gezogen hätte.

Der Schreibstil ist sehr elliptisch, parataktisch. Wie zu einer Collage finden sich unverblümte (Sinnes-) Eindrücke der Protagonisten zusammen. Man füge die ständigen Perspektivwechsel noch hinzu, und erhalte einen Stil, mit dem nicht viele Schüler auskommen werden. Ich habe meine eigene Lesemethode entwickelt. Wahrscheinlich bin ich nicht die erste Entdeckerin derselben!

Es geht nicht darum, immer genau zu wissen, was gerade passiert ist, wie die einzelnen Personen drauf sind, wie sie zueinander stehen und so weiter. Zunächst einmal ist es wichtig, sich von der eigenen Umwelt zu lösen, keine Ansprüche zu haben und nichts weiter zu tun, als die geschilderten, beinahe gezauberten Eindrücke auf sich selbst wirken zu lassen. Wenn man das beherrscht, kann man gar nicht anders, als den Roman genial zu finden. Es ist wie mit fremdsprachigen Filmen. Je weniger man auf die Untertitel achtet, desto mehr versteht man. Je weniger man versucht, alles zu verstehen, desto mehr versteht man.

Ich weiß jedoch schon jetzt, dass das Buch mich ankotzen wird, je mehr Detailarbeit wir an ihm werden vornehmen müssen. Ich hasse Detailarbeit. Positives hat diese jedoch im Bezug auf den Roman, weil man ihn auseinanderpflücken muss und einem somit weitere Facetten deutlich werden. 

Tauben im Gras ist ein Roman, der zu frühen Zeiten nicht die verdiente Wertschätzung erhielt, was nun nachzuholen ist. 

(Quelle: Suhrkamp)

Dienstag, 18. März 2014

Gemeinsam Besen [6]


1. Welches Buch liest du gerade und auf welcher Seite bist du?
Kate Atkinson: Life after Life [312/622]


2. Wie lautet der erste Satz auf deiner aktuellen Seite?
She was on her back, lying in a shallow pool of water, a fact that didn't worry her so much at first.

3. Was willst du gerade unbedingt zu deinem Buch loswerden?
Da es ein englischsprachiger Roman ist, hatte ich zuerst einige Probleme, überhaupt durchzublicken. Inzwischen ist das kein Hindernis mehr. Ich finde den Schreibstil so unglaublich gut und die Geschichte an sich begeistert einfach.

4. Welchen Blog, der auch am Gemeinsamen Lesen teilnimmt, besuchst du besonders gerne? Und warum?
Ich schaue mir ziemlich viele Blogs dazu an, jedoch fällt mir als allererstes immer Katies fantastisch dystopische Bücherwelt ins Auge. Das liegt nicht daran, dass ich ihn besser finden würde als alle anderen, sondern einfach, weil es wie ein Ritual ist. Manchmal merke ich erst, dass es Dienstag ist, wenn dort Gemeinsames Lesen gebloggt wurde. :)

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Samstag, 15. März 2014

Ein Bussi für Bussi - aber nur auf die Wange.

Michel Bussi: Das Mädchen mit den blauen Augen




1980. Einen furchtbaren Flugzeugabsturz überlebt nur ein kleines Baby. Um wessen Kind handelt es sich? Zwei  französische Großelternparteien, eine sehr reiche, eine eher mittellose, kämpfen um Lylie. Privatdetektiv Crédule Grand-Duc wird angeheuert, und er sucht 18 Jahre lang nach dem endgültigen Beweis einer Verwandschaft. 1998. Ist dieser Beweis erbracht? Was hat es mit Grand-Ducs Selbstmord auf sich? Was hat Lylie, nachdem sie dessen Unterlagen las, zur Flucht getrieben? Zur Flucht wohin?
Verwirrung kann spannend sein, Verwirrung kann nerven. Der Roman des Bestsellerautors vereint beides: Stirnrunzeln und Schnappatmung, durch Sinnlosigkeit und Spannung hervorgerufen. Ist das sein Erfolgsrezept?

Klar wie Kloßbrühe ist, dass man diese originelle Geschichte nicht so schnell aus der Hand legen will. Perspektivwechsel und Rätsel, die es zu lösen gilt, nagen im Hinterkopf. Wie passt alles zusammen? Unglaublich, dass es Bussi bei dieser Verstrickung von Verrücktheiten noch gelingt, eine glaubhafte Lösung darzulegen. 
So viel sei gespoilert: Alle sind verrückt. Nichts ist, wie es scheint. Man misstraut allen irgendwann, und ob man Grund dazu hat, ergibt sich.

Die Figuren sind nicht immer so komplex, dass sie einem ans Herz wachsen würden. Es gibt jedoch welche, die aus dem Rahmen fallen, wobei mir jedoch spontan nur Malvina einfällt. Sie glaubt, Lylies Schwester zu sein und ist äußerlich sowie vom Verhalten ungewöhnlich. Psychisch krank, aber liebenswert. 

Die Hauptpersonen sind dagegen eher flach und irgendwie seelenlos.

Es ist kein schlechter Roman. Er hat was, und das macht einige Fehler wett. Der Schreibstil ist mir beispielsweise zu anspruchslos und steht im krassen Kontrast zu manchem Inhalt und mancher Wortwahl. Sprachlich gelingt dem Autor kein Kunststück, was vielleicht zu einem Teil, aber niemals gänzlich an der Übersetzung liegen kann. Und doch erreicht er so einen flüssigen Stil, der einem ein kurzes, aber dynamisches Leseerlebnis beschert. 

Fazit: Eine sehr originelle und spannende, aber auch auf seltsame Weise lieblose Geschichte.


(Quelle: Aufbau)

Wenn man sucht, aber nicht weiß, ob man schon gefunden hat, was man sucht

Emma Healey: Elizabeth wird vermisst





Maud leidet an Alzheimer. Erinnerung und Jetzt verschmelzen, wobei das Jetzt ein Ort ohne Erinnerung ist.

Wo ist ihre Freundin Elizabeth? Auf diese Frage reagiert Mauds Umfeld seltsam. Keiner scheint ihr auf ihrer Suche behilflich sein zu wollen: Notizzettel sind ihr einziger Hafen, ihre einzigen Anhaltspunkte.
Und was hat es mit dem Verschwinden ihrer Schwester Sukey auf sich, eine Suche aus früher Vergangenheit, die sie nochmals durchlebt?

Realitätsnah beschreibt Emma Healey das Schicksal einer Frau, die ohne Gestern lebt. Aber auch das Schicksal derer, die diese Frau bedingungslos lieben, wie ihre Tochter Helen, und die sich in ihrer Aufgabe, sie zu pflegen, ganz verlieren. Es ist eine Geschichte wie unverändert dem wahren Leben entrissen, und doch so eigen, so wertvoll, dass es eben doch nur eine Geschichte ist. Und mehr als eine Geschichte.

Healey schreibt aus der Perspektive einer nicht unwesentlich älteren Person und wirkt durchgängig authentisch. Mehr noch. Man fühlt sich als Leser unglaublich alt, man identifiziert sich mit der sympathischen Protagonistin und weiß nicht, ob man Mitleid oder Selbstmitleid empfindet.
Die talentierte Autorin schreibt mit einem sanften Einfühlungsvermögen, direkt und doch verschleiert. So erreicht sie auch die allerverstecktesten Emotionen: Wut auf die, die nicht helfen. Freude an purer Liebenswürdigkeit einiger Figuren. Sorge um Maud, und um alle Beteiligten.

Elizabeth wird vermisst appelliert an Familienzusammenhalt, an wahre Freundschaften. Durch den Verlust geliebter Menschen, durch die Verwirrung, die in der Leere entsteht (ob man nun krank ist oder gesund), wird der Wunsch nach diesen Kräften umso dringlicher.

Und so ergibt sich, dass Tränen im Augenwinkel nisten. Weil die Hilflosigkeit, die Verzweiflung so traurig, die Individualität und bittersüße Situationskomik jedoch auch traumhaft komisch sein können. Wenn man sich auf beide Seiten einlässt, wird man durch eine spannende Geschichte getragen, die ihren ganz eigenen, erinnerungswürdigen Charakter hat.

Die junge Debütautorin schafft, was gefeierte Bestsellerautoren nicht immer erreichen: Ihr Roman bewegt, unterschwellig sowie offensichtlich, und man wird sich nach dem Lesen immer an ihn erinnern. Vorausgesetzt, man teilt nicht Mauds Schicksal - und doch bin ich mir beinahe sicher, solch eine Lektüre bliebe auch in ihrem Gedächtnis, für immer.

(Quelle: Lübbe)

Dienstag, 11. März 2014

Gemeinsam Käsen [5]

1. Welches Buch liest du gerade und auf welcher Seite bist du?

Michel Bussi: Das Mädchen mit den blauen Augen 
280/412



2. Wie lautet der erste Satz auf deiner aktuellen Seite?

Der Zug fuhr an der Côte des Deux Amants vorbei, überquerte die Eisenbahnbrücke bei Manoir-sur-Seine, fuhr durch den Bahnhof von Pont-de-l'Arche.

3. Was willst du unbedingt gerade zu deinem Roman loswerden?

Der Schreibstil ist so anspruchslos, dass es immerhin ganz und gar nicht ermüdend ist. Das Rätsel, welches in der Handlung gestrickt wird, ist so voller Verrückter und Verwirrung, dass ich mir gar nicht mehr so viele Gedanken machen will. Ich werde sonst auch noch ganz Banane. 
Die Idee ist jedoch sehr interessant und auch der Autor sieht (immerhin) auf dem Umschlag ziemlich intelligent und sympathisch aus. Vielleicht ist der Roman ja auf Französisch besser? Schade, ich spreche kein Französisch.

4. Was stört dich am meisten an deinem aktuellen Roman?

Man siehe Punkt Nummer 3.  Ich muss dazu aber sagen, dass gerade diese Verwirrung und auch die verhältnismäßig große Schrift verbunden mit der Anspruchslosigkeit irgendwie süchtig aufs Umblättern machen. Man denkt sich: Verdammt! Wann kommt der endlich zur Lösung, und meine Güte! Wie soll er das je herausfinden?